Vor einem großen Mietshaus spielen die Kinder auf der Straße. Sie kommen beim Spiel auf die Frage, wer von den Kindern aus seiner Wohnung am weitesten sehen kann. Der Junge aus dem ersten Stock meint, er könne weit über die Felder und Wiesen sehen. Das Mädchen aus dem zweiten Stock behauptet, es könne in der Ferne den Deich vor dem Meer erkennen. Der Junge aus dem dritten Stock gar erklärt, er sehe bis aufs Meer und könne die Schiffe am Horizont erkennen. Die kleine Tochter des Hausmeisters steht still dabei. Da fragen die Kinder sie lachend: "Und wie weit kannst du aus eurer Kellerwohnung sehen?" Da antwortet die Kleine vorsichtig: "Mein Bett steht ganz nah am Fenster, und wenn es abends dunkel wird, kann ich die Sterne sehen."
Jeder möchte hoch hinaus und weit kommen. Der eine will den anderen überholen und übertreffen. Aber oft kann man aus der Tiefe des Leides, aus den Kellerwohnungen des Lebens bis zu den hellen Lichtern Gottes, bis zu seinen wunderbaren Verheißungen und Tröstungen sehen. Wer Gottes Liebe mit den Augen des Glaubens schaut, der kann am weitesten sehen, nach oben und nach vorn.
Ich aber will auf den Herrn schauen und harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören.
Micha 7,7
Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben" © 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage 2015 /
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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