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»Gedanken für den Tag«
Das erste und das letzte Wort
Wenn alles ausgeredet ausgerechnet Kalkuliert und spekuliert Wenn alles tausendfach erklärt Bewiesen Aufgesagt und abgeschrieben Widerrufen Neu behauptet Festgestellt und festgelegt und Festgesetzt Und dementiert und falsch betont Hinausposaunt Manipuliert und propagiert und wahrgesagt Hundertprozentig prophezeit Dokumentiert und illustriert Korrigiert Und vorgeworfen nachgeworfen Zugerufen Fest versprochen Ehrenwort und Wortgefecht Nachgeredet überredet Eingetrichtert inhali

Axel Kühner
31. Okt.
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Gebet eines älter werdenden Menschen
Herr, du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter werde - und eines Tages alt. Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen. Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen. Lehre mich, nachdenklich - aber nicht grüblerisch, hilfreich - aber nicht diktatorisch zu sein. Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir oft schade, sie nicht weiterzugeben. Aber du ve

Axel Kühner
30. Okt.
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Anderen vertrauen?
Ein Einbrecher ist in eine Villa eingedrungen. Als er den Tresor gefunden hat, packt er sein Werkzeug aus, um den Geldschrank aufzubrechen. Da liest er auf einem kleinen Zettel an der Tür: "Wenn Sie diesen Tresor knacken wollen, wenden Sie bitte keine Gewalt an und zerstören die Tür. Der Safe ist nicht verschlossen. Sie brauchen nur den Griff nach links zu drehen!" In dem Augenblick, in dem der Einbrecher den Griff nach links dreht, fällt ihm ein Sandsack auf den Kopf, grelle

Axel Kühner
29. Okt.
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Ein jedes Ding
"Ein jedes Ding hat seinen Engel und seinen Teufel!" lautet eine alte Weisheit. Und sie meint, dass alle Werte des Lebens, ob Leib und Sinnlichkeit, Welt und Natur, Schätze und Reichtümer, etwas vom Glanz Gottes und der Verderbtheit der Welt widerspiegeln. Alles Schöne, Edle, Zauberhafte und Wertvolle kann Engel und Teufel zugleich sein. Denken wir an das Edelste, das Gold, so empfinden wir den Reichtum, das Schöne und Betörende, aber auch das Elend und den Zerbruch, Mord und

Axel Kühner
28. Okt.
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Vor dem König
"Ich habe Seiner Majestät immer wichtige Ratschläge gegeben", begann leise der Minister für Inneres, als es mit dem König zu Ende ging. "Ich habe Seiner Majestät stets die Akten vorgelegt", sagte der Minister für Äußeres nach kurzem Schweigen. "Ich habe Seiner Majestät die Speisen zubereitet", meinte der Hofkoch etwas verlegen. "Ich habe Seiner Majestät die Kleider genäht", wieselte der Hofschneider um die großen Herren herum. "Ich habe Seiner Majestät die Wunden behandel

Axel Kühner
27. Okt.
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Wo das Glück blüht
"Das Glück, kein Reiter kann's erjagen, es ist nicht dort, es ist nicht hier; lern überwinden und entsagen, und ungeahnt erblüht es dir!" (Johann Wolfgang Goethe) Das Glück kommt nicht Knall auf Fall und auch nicht erzwungen oder ertrotzt, das Glück kommt auf leisen Sohlen und blüht in Gärten des Vertrauens und Erwartens, der Sanftmut und Barmherzigkeit, des Friedens und der Gerechtigkeit. In Leiden und Bedürftigkeit, in Überwinden und Entsagen wird es als reife Frucht geern

Axel Kühner
25. Okt.
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Die Legende von der blauen Krähe
Auf weiter Steppe stand einsam die Pinie, verlassen, traurig, allein. Und Tag um Tag gab es niemand, der da war, um sie zu erfreun. Niemand, mit dem sie beim Mondenschein träumte, der mit ihr beim Abendrot sang. Kein Lebewesen zu sehn weit und breit, kein Ohr für ihr einsames Klagen. Doch dann, eines Tages, geschah es: Eine blaue Krähe ward müde. Der Schwarm war gen Süden geflogen. Auf der Pinie, da ruhte sie aus: "Du hast mir das Leben gerettet!" Sie piepst es dem Baum dankb

Axel Kühner
24. Okt.
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Wohin
Wohin gelangen Menschen, die meinen Spuren folgen? In die Irre, in den Stress, in die Langeweile, in das Vergnügen, in den Rausch, in die Besessenheit, in das Selbstmitleid, in den Dschungel der Lügen oder in den Sumpf der Sünde? Wohin kommen Menschen, die mir heute nachgehen? In die Ehrlichkeit, in das Leben, Hoffen und Vertrauen, in die Treue und Verlässlichkeit, in die Freude und Gelassenheit, in den Ernst und die Sorgfalt, in die Liebe und Zartheit, in die Festigkeit und

Axel Kühner
23. Okt.
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Jung und alt
"Du bist so jung wie deine Zuversicht. Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt, sie ist ein Geisteszustand. Sie ist Schwung des Willens, Regsamkeit der Phantasie, Stärke der Gefühle, Sieg des Mutes über die Feigheit, Triumph der Abenteuerlust über die Trägheit. Niemand wird alt, weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht hat. Man wird nur alt, wenn man seinen Idealen Lebewohl sagt. Mit den Jahren runzelt die Haut, mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele. Sor

Axel Kühner
22. Okt.
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Enttäuscht
Voller Freude läuft der Vater in das Kinderzimmer. "Mein Junge", ruft er mit strahlendem Gesicht, "ein Engelchen ist hier gewesen und hat ein wunderschönes Baby in Muttis Bett gelegt. Willst du dir das süße Baby einmal ansehen?" Der Junge hebt nur gelangweilt den Kopf: "Babys habe ich schon oft gesehen. Das ist doch nichts Besonderes. Aber das Engelchen hätte ich mir zu gerne mal angesehen, wenn du mir vorher Bescheid gesagt hättest." Ein Mann wird gelobt nach seiner Klughei

Axel Kühner
21. Okt.
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Trübe Tage
Abendlied
Es ist so still geworden, verrauscht des Abends Wehn; nun hört man allerorten der Engel Füße gehn; rings in die Tale senket sich Finsternis mit Macht - wirf ab, Herz, was dich kränket und was dir bange macht! Es ruht die Welt im Schweigen, ihr Tosen ist vorbei, stumm ihrer Freude Reigen und stumm ihr Schmerzensschrei. Hat Rosen sie geschenket, hat Dornen sie gebracht - wirf ab, Herz, was dich kränket und was dir bange macht! Und hast du heut gefehlet, o schaue nicht zurück;

Axel Kühner
vor 23 Stunden
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Wer ist schuld?
Ein Mädchen ist einst zu einem Brunnen gegangen, um Wasser zu schöpfen. Als sie ihre Eimer gefüllt hatte, wollte sie vor dem langen Heimweg noch ein wenig ausruhen. So setzte sie sich auf den Brunnenrand, lehnte sich an das Gestänge, ließ sich von der warmen Sonne wohlig wärmen und schlief darüber ein. Das Schicksal sah das Mädchen sitzen und in der Gestalt einer alten Frau weckte es das schlafende Mädchen behutsam auf. Das Mädchen öffnete verwirrt die Augen und schimpfte auf

Axel Kühner
vor 2 Tagen
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Feuer anzünden
Ich zünde heute Morgen mein Feuer an. Die Engel des Himmels sehen mir zu. Ich zünde es an ohne böse Gedanken, ohne Neid und ohne Eifersucht, ohne Furcht, nur mit dem großen Wunsch, Gott möge mich den Tag beschützen. Gott, zünde du innen in meinem Herzen das Feuer an: die Liebe zu meinen Nächsten, die Freundlichkeit zu Freunden und Feinden, die Mitfreude mit den Glücklichen, das Mitleid mit den Bedrückten. Zünde du innen in meinem Herzen das Feuer an: die Flamme der Hoffnung

Axel Kühner
vor 3 Tagen
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Gepäckträger Nr. 42
Grand-Central-Station New York, der größte Bahnhof der Welt. Die Sonne flutet durch die zwanzig Meter hohen Fenster und über die Marmortreppen wie in eine Kathedrale. Doch die vielen Menschen jeder Sprache und Farbe schauen sich kaum um, denn sie haben Eile. Sie merken auch nicht, dass neben ihnen Menschen gehen, die in großer Not sind. Einer aber sieht das. Es ist Gepäckträger Nr. 42, etwa vierzig Jahre alt. Eine junge Frau ruft: "Gepäckträger!" Da geht Nr. 42 auf sie zu. Si

Axel Kühner
vor 4 Tagen
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Goldene Regel
Die einfachste und schwerste Regel des Lebens, die für jeden Menschen auf Erden das Beste wäre, hat zwei Seiten. Einmal sollten wir alle die Dinge und Werte, die wir uns wünschen, auch dem Nächsten zukommen lassen. Und zum anderen sollten wir alles, was wir uns an Übeln nicht wünschen und an Schlechtem vermeiden, auch dem Nächsten nicht zudenken oder zustoßen lassen. Wenn wir diese Goldene Regel dann auch noch für Menschen gelten lassen, die uns um unser Glück beneiden und es

Axel Kühner
vor 5 Tagen
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Unfassbar
Wie sehr wir im Empfinden und Reagieren von uns selbst und wie wenig wir vom anderen ausgehen, wurde mir einmal bei folgendem Erlebnis deutlich: In Marburg besuchte ich Freunde. Es war ein Wintertag und abends schon stockdunkel. Hans wollte gern mit mir noch einen langen Waldspaziergang machen. Da er sich sehr gut auskannte, vertraute ich mich ihm sorglos an. So gelangten wir in den nahe gelegenen Wald, in dem es nun so finster war, dass man buchstäblich die Hand vor Augen ni

Axel Kühner
vor 6 Tagen
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