Umkehren ist ärgerlich. Eine Strecke, die man schon geschafft hat, wieder zurückgehen, das macht niemand gern. Umkehren ist schmerzlich. Eine falsche Entscheidung, einen verkehrten Weg, handfeste Fehler eingestehen, das fällt nicht leicht. Umkehren ist schändlich. Scheitern zugeben, Unrecht haben, vor die Wand gelaufen sein, in einer Sackgasse festsitzen, das sind nicht gerade die Ehren, die wir suchen.
Umkehren ist befreiend. Die Weichen des Lebens können noch einmal neu gestellt werden. Die Züge müssen nicht zwangsläufig ins Verderben fahren. Umkehren ist beglückend. Einen Weg, der in den Abgrund führt, zurückgehen, sich neu orientieren und die richtige Richtung wählen, das ist ein großes Glück. Umkehren ist lebensrettend. Wenn man einem Strom, der in die Tiefe stürzt, gerade noch entkommt und das rettende Ufer erreicht, bevor es zu spät ist, das ist wie neu geboren sein.
Wendepunkte sind mit die besten Punkte auf einem Lebenskreis. Wenn wir uns verbiestert und verirrt, verlaufen und verbockt haben, wenn wir uns in Selbstmitleid oder Groll, in Bitterkeit oder Hass, in Verzweiflung oder Trotz verstrickt haben, umkehren und noch einmal beginnen, das ist eine wunderbare Chance. Wenn man schon unterwegs ist und merkt, dass man etwas Wichtiges, z. B. den Schlüssel oder das Geld, die Tasche oder die Adresse vergessen hat, ist es das Beste, umzukehren. Wendepunkte sind Glückspunkte, Rettungspunkte, Lebenspunkte. Besser umkehren als umkommen!
Einer aber von ihnen, da er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme und fiel auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm.
Lukas 17,15f
Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben" © 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage 2015 /
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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