Wer ein Kind anschaut, sieht Gott ins Angesicht, sagt Martin Luther. Nie dienen wir Gott als dem Leben elementarer als dann, wenn wir uns neuem Leben widmen. Aber die junge Frau, die sich ein Kind wünscht, weil sie so gerne Kleider näht, sollte Puppenmutter bleiben. Der Mann, der sich einen Sohn wünscht, um sein Lebenswerk zu verIängern, sollte lieber eine Stiftung gründen. Kinder haben ein Recht auf erwachsen gewordene Eltern, die selber schon abgenabelt sind von ihren eigenen Vätern und Müttern, die sich auch verabschiedet haben von der Illusion, ein Kind könnte ihre Ehe retten oder ihrem Leben einen Sinn geben. Kinder brauchen vor allem gefestigte Menschen, die dem neuen Leben Geborgenheit geben und bereit sind, ihm bei seiner Entwicklung zu Freiheit und Bindung beizustehen, und dabei ihre eigenen Interessen zurückstellen.
Wer ein Kind anschaut und sich in den Augen des Kindes spiegelt,
wer ein Kind anschaut und sich in ihm verwirklicht sieht,
wer ein Kind anschaut und in ihm weiterleben möchte,
wer ein Kind anschaut und in ihm die Erfüllung seines Lebens sucht,
wer ein Kind anschaut und seinen Stolz damit aufbaut,
wer ein Kind anschaut und es nach seinen Vorstellungen prägt,
sieht nicht Gott ins Angesicht, sondern seinen eigenen Fehlern!
Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst!
Philipper 2,3
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017 / Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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