Der Strafgefangene etwa, der sicher verwahrt und bestens aufgehoben ist? Er braucht sich um seinen Tagesablauf nicht zu sorgen. Alles ist festgelegt und für ihn bedacht. Um Kleidung und Verpflegung muss er sich keine Gedanken machen. Er ist frei von all den Ängsten, den Arbeitsplatz zu verlieren oder die Wohnung gekündigt zu bekommen. Im Krankheitsfall macht ihm die Arztwahl kein Kopfzerbrechen. Er martert sich nicht mit der schweren Frage, welches Auto er dieses Jahr und welches Urlaubsziel er nächstes Jahr wählen soll. Er hat keine Angst vor Einbrechern. Jeden Abend wird er sorgsam eingeschlossen und rund um die Uhr von ausgebildeten Sicherheitskräften bewacht. Morgens wird er pünktlich geweckt und sicher zur Arbeit geleitet. Keine Familie geht ihm auf den Keks, und keine Nachbarn reden ihm rein. Ist er deswegen frei? Zwei Strafgefangene teilen sich die Zelle. Nach einiger Zeit fragt der eine den anderen: "Bist du eigentlich verheiratet?" - "Nein, bin ich verrückt, ich geb doch meine Freiheit nicht auf!" Bei aller Sicherheit und allem Gewahrsam sind Menschen im Gefängnis doch nicht frei, sondern äußerlich hinter Mauern und Gittern und innerlich in Zwang und Demütigung gefangen. Menschen, die schuldig geworden sind, sind in den Folgen ihrer Schuld gefangen. Sie haben ein Grundrecht des Menschen verloren, das Recht auf freie Bewegung in einem freien Land. Menschen, die sich von Gott getrennt haben, sind nicht frei, sondern gefangen in den Folgen dieser Trennung. Andere Herren und Diktate, andere Vorschriften, Mauern der Einsamkeit und Gitterstäbe der Angst machen sie klein und gekränkt. Jesus spricht: "Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei!"
Johannes 8,34.3
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
Comentarios