Ich stand ja auch in jenem Stall,
der angefüllt mit Engelschall,
und kaute auf dem Gras herum -
man hält deswegen mich für dumm -
als wäre denn das Wiederkäuen
zu lassen oder zu bereuen.
Ich tue weder dies noch das
und kaue weiter auf dem Gras
und denke dabei drüber nach,
was die Maria seufzt und sprach,
als sie ihr Kind zur Welt gebracht,
und was dabei der Joseph macht.
Es ist doch, sag ich unbenommen,
echt schwer, in diese Welt zu kommen.
Ich kenne das und des Lebens Last
und habe doch nicht nur gegrast.
Ich kenne Ruf und Peitschenhiebe.
Die Welt ist ja nicht voller Liebe.
Das alles dacht ich, wie ich sah,
was da in unserm Stall geschah,
und Joseph, der Maria hielt
und mit ihr ihren Schmerz gefühlt.
Ihr traut mir dieses ja nicht zu,
mir halbem Bruder von der Kuh.
Doch denkt mal nach und kaut mal wieder,
das heißt singt immerfort die Lieder,
dann spürt ihr tief, was euch geschehen,
und könnt das Licht der Krippe sehen.
Versenkt euch in des Vaters Willen,
laßt euch das Herz mit Liebe füllen.
Meins ist ganz voll von solchem Glück,
spür nicht die Last mehr und den Strick!
(P.-G. Hoerschelmann)
"Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen!"
(Jesaja 9,1 ff)
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
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