Wir brauchen uns und wir reiben uns. Unsere Gesellschaft ist ein Netz von gegenseitiger Abhängigkeit. Wir sind abhängig vom Kaufmann, vom Handwerker, Busfahrer und Arzt. Aber voneinander abhängen, um glücklich zu sein, das ist der Geburtsort des Unglücklichwerdens. Einsamkeit lässt sich niemals durch Beziehungen zu anderen heilen, sondern nur durch Beziehung zur Wirklichkeit. Liebe ist kein Begehren, kein Festklammern, keine krankhafte Sucht nach Anerkennung, Zuwendung und Wertschätzung. Liebe ist ein Geschenk und ein Geheimnis aus Gottes Wirklichkeit, ein Zustand der Empfänglichkeit. Jenseits von Pflicht und Schuldigkeit, Erwartung und Enttäuschung, Anhänglichkeit und Begehren, Vorliebe und Nachahmen, Zwang und Druck beginnt die Liebe. Ist das Auge frei, kann man sehen. Ist das Herz frei, kann man lieben. Probe aufs Exempel: Wir füllen unsere Leere nicht mit Menschen aus und nennen es Liebe! Das ist mehr Sklaverei. Wirklich lieben heißt: auch ohne die anderen Menschen in der Liebe Gottes glücklich sein. Je mehr wir dann die anderen lieben, desto besser kommen wir ohne sie und desto besser kommen wir mit ihnen aus! Die Freiheit von dem Zwang, belohnt zu werden, Beifall zu erhaschen, angesehen zu sein und akzeptiert zu werden, ist die Freiheit der Kinder Gottes, die die Dimension der Liebe eröffnet. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. 1.Johannes 4,18
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
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