Ein Tibetmissionar erzählt, dass er mit einem Tibetaner zusammen auf einer Wanderung in dem unwegsamen Gebirgsland am Himalaja in einen gefährlichen Schneesturm geriet. Mühsam kämpften sich die beiden Männer durch den immer höher werdenden Schnee, als sie einen Mann fanden, der im Schnee einen Abhang hinuntergestürzt war. Der Missionar wollte dem Verunglückten helfen, der Begleiter lehnte das energisch ab: "Wir sind selbst in Lebensgefahr, da können wir uns nicht noch mit einem Verunglückten befassen. Wir werden am Ende alle drei umkommen. Ich will mein eigenes Leben retten!" Er stapfte los. Der Missionar hob den Bewusstlosen auf und trug ihn mühsam auf seinem Rücken. Durch die Anstrengung wurde ihm warm, und die Wärme seines Körpers übertrug sich auf den anderen. Der kam wieder zu sich, und nun kämpften sich die beiden in einer langen und beschwerlichen Wanderung nach Hause durch. Aber vorher sahen sie den früheren Begleiter im Schnee liegen. Müde, wie er war, hatte er sich im Schnee niedergelegt und war erfroren. - Der Missionar schließt seinen Bericht mit dem Satz: "Ich wollte einen anderen Menschen retten und habe dabei mein eigenes Leben bewahrt!"
"Wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden!"
(Matthäus 16,25)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage 2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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