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»Gedanken für den Tag«

  • AutorenbildAxel Kühner

Hans im Glück

Nach sieben Jahren guter Arbeit bekommt Hans seinen Lohn, einen Goldklumpen, so groß wie sein Kopf. Glücklich zieht er los. Er ist reich. Doch das Gold wird ihm schwer. Und als er einen stolzen Reiter trifft, der fröhlich auf seinem Pferd sitzt, statt zu laufen und gar noch eine Last zu schleppen, tauscht er das Gold gegen das Pferd. Denn das Glück dieser Erde liegt bekanntlich auf dem Rücken der Pferde. Als er dann schnell reiten und das Pferd antreiben will, wirft es ihn ab, und er landet im Graben. Ein Bauer, der mit einer Kuh gemütlich daherkommt, kann das Pferd gerade noch aufhalten und dem Hans aus dem Graben helfen. Hans nimmt nun lieber die Kuh, die ruhig geht und ihm gegen seinen Durst frische Milch liefern wird. Glücklich über den Tausch zieht er weiter. Es wird heiß. Hans wird durstig, bindet die Kuh an und will nun die frische Milch genießen. Doch die Kuh ist alt, gibt keine Milch, aber dem Hans einen ordentlichen Tritt, dass er ganz benommen ist. Da kommt ein Metzger mit einem Schwein vorbei. Hans tauscht seine Kuh gegen das Schwein ein. Denn Borstenvieh und Schweinespeck ist des Lebens höchster Zweck! Als er nun glücklich seine Straße zieht, begegnet ihm ein Mann mit einer wunderschönen weißen Gans unter dem Arm. Hans lässt sich von der Aussicht auf Gänsebraten und Gänsedaunen die Gans auf- und das Schwein abschwatzen, von dem der Mann behauptet, es wäre wohl gestohlen. Mit der Gans unter dem Arm kommt Hans in ein Dorf, wo er einen Scherenschleifer bei der Arbeit trifft. Der ist so fröhlich, singt und ist von seinem Gewerbe so begeistert, dass Hans schließlich die Gans gegen den Schleifstein eintauscht. Nun ist er vollends glücklich, denn das Handwerk hat bekanntlich goldenen Boden, und als Jungunternehmer sieht Hans seine Zukunft gesichert. So geht er fröhlich weiter. Und als er an einem Feldbrunnen trinken will, fällt ihm der Schleifstein in den Brunnen hinab. Nun ist Hans alles los, und fröhlich ruft er aus: "So glücklich, wie ich bin, gibt es keinen Menschen unter der Sonne!" Ist das nicht unsere Geschichte? Wir wollen immer mehr, und es wird immer weniger? Und immer was die anderen haben, das ist das Glück? Bis wir schließlich das wirkliche Glück entdecken: "Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war!" Das wirkliche Glück finden wir nicht in immer mehr Dingen, wobei es immer weniger wird, sondern darin, dass wir heimkommen und in Liebe erwartet werden. Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Lukas 15,20

 

Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"

© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016

Mit freundlicher Genehmigung des Verlage


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