top of page

»Gedanken für den Tag«

Genug zum Leben

Autorenbild: Axel KühnerAxel Kühner

Der Prinzregent Luitpold von Bayern hatte sich einst auf der Gemsjagd in den Bergen verstiegen. Ein Almbub fand den hilflosen Mann und half ihm aus der Bergwand heraus und leitete ihn sicher zurück. Wieder in Sicherheit, bedankte sich der Fürst mit einem Geldstück und fragte den Jungen nach Namen, Eltern und Wohnort. "Franzi heiß ich. Ich bin ein Findelkind und hüte da heroben für die Bauern das Jungvieh ' " Der Fürst wollte wissen, was er dafür bekomme. "Das Essen und's Gewand", antwortete der Franzl. "Das ist aber wenig", meinte der Prinzregent. Worauf ihn der Franzl erstaunt fragte: "Hast du vielleicht mehr?"


"Es ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässet sich genügen. Denn wir haben nichts in die Welt gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, so lasset uns genügen. Denn Habsucht ist eine Wurzel alles Übels!"

(I. Timotheus 6,6-8.10)


Täglich zu singen

Ich danke Gott und freue mich

Wie's Kind zur Weihnachtgabe,

Dass ich bin, bin! Und dass ich dich,

Schön menschlich Antlitz! habe;


Dass ich die Sonne, Berg und Meer,

Und Laub und Gras kann sehen

Und abends unterm Sternenheer

Und lieben Monde gehen;


Und dass mir denn zu Mute ist,

Als wenn wir Kinder kamen

Und sahen, was der heil'ge Christ

Bescheret hatte, Amen!


Ich danke Gott mit Saitenspiel,

Dass ich kein König worden;

Ich wär geschmeichelt worden viel

Und wär vielleicht verdorben.


Auch bet ich ihn von Herzen an,

Dass ich auf dieser Erde

Nicht bin ein großer reicher Mann

Und auch wohl keiner werde.


Denn Ehr und Reichtum treibt und bläht,

Hat mancherlei Gefahren,

Und vielen hat's das Herz verdreht,

Die weiland wacker waren.


Und all das Geld und all das Gut

Gewährt zwar viele Sachen;

Gesundheit, Schlaf und guten Mut

Kann's aber doch nicht machen.


Und die sind doch, bei Ja und Nein!

Ein rechter Lohn und Segen!

Drum will ich mich nicht groß kastei'n

Des vielen Geldes wegen.


Gott gebe mir nur jeden, Tag.

So viel ich darf zum Leben.

Er gibt's dem Sperling auf dem Dach;

Wie sollt er's mir nicht geben!

(Matthias Claudius)

 

Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"

© 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage 2018

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages


28 Ansichten0 Kommentare

Von guten Mächten

Ich sagte zu dem Engel, der an der Pforte des neuen Jahres stand: Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit entgehen...

Heute noch

Herr, Jahre verrinnen, Jahre beginnen, immer wieder 365 Tage und 365 mal deine Frage: "Beginnst du heute?" Herr, du hast mich gefragt, du...

Heute!

Eine russische Legende erzählt von einer alten Frau, die sich in einer kalten Winternacht gerade anschickt, in ihr Bett am warmen Ofen zu...

コメント


Gedanken für den Tag

bottom of page