Dov Ber war ein ungewöhnlich strenger Gelehrter. In seiner Nähe zitterten die Menschen vor Ehrfurcht, und wegen seiner unbeugsamen und unerbittlichen Art zu lehren war er sehr angesehen. Er fastete und verzichtete auf alle Annehmlichkeiten des Lebens. Und er lachte nie. Schließlich wurde er durch seine ständigen Entbehrungen ernstlich krank. Die Ärzte konnten ihm nicht helfen. Und so riet man ihm, den berühmten Baal Schem um Hilfe zu bitten. Doch Baal Schem war für den erkrankten Dov Ber so etwas wie ein Ketzer. Während Dov Ber meinte, das Leben könne nur durch Kummer und Leid, Schmerzen und Entbehrungen sinnvoll werden, versuchte Baal Schem die Schmerzen zu lindern und verkündigte den Menschen, dass die Lebensfreude der Sinn des Daseins sei. Doch dann ging es Dov Ber so schlecht, dass er einwilligte, den Baal Schem um Hilfe zu bitten. Der kam in einem wunderbaren Wollmantel und mit einer kostbaren Pelzkappe, gab dem Kranken das Buch der Herrlichkeit und bat ihn, laut daraus vorzulesen. Schon nach kurzer Zeit unterbrach Baal Schem den Kranken und meinte: "Etwas fehlt euch!" - "Undwas ist das?", fragte der kranke Mann. "Die Seele", sagte Baal Schem, "eurem Glauben fehlt die Seele!" (Eine jüdische Legende) Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze! 1.Korinther 13,3
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
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