Bedrückend negativ und grausam sinnlos beschreibt Samuel Beckett das Leben in seinem Stück "Endspiel". Die Wirklichkeit des Lebens ist auf eine trostlose, leere Mansarde zurück geschlüsselt. Schmutzig grau und düster zeigt sich der Lebensraum. Dort leben Hamm, die Hauptfigur, seine Eltern und sein Diener Clov. Sie spielen das Endspiel. Das Leben geht zu Ende. Das Ende spielt mit den Menschen. Hamm hält seine Eltern in zwei Mülltonnen gefangen und seinen Diener an einem Strick um den Hals gebunden. Von jeder Hoffnung entblößt und allen Sinns beraubt, geht das Leben zu Ende. Die Beziehungen stellen sich als sklavisch und entwürdigend abhängig dar. "Ende, es ist zu Ende, es geht zu Ende! ... Gescheitert in tausend Stücken ... Lass uns aufhören zu spielen ... Also Schluss damit! Es soll enden, und zwar ruckzuck! ... Altes, von jeher verlorenes Endspiel, Schluss damit, nicht mehr verlieren! ... Augenblicke gleich Null, die immer gleich Null sind und doch zählen, damit die Rechnung der Geschichte aufgeht und die Geschichte endet!" Der Mensch im Nichts, das Leben in der Sinnlosigkeit, Beziehungen als Versklavung, die Wirklichkeit abgeräumt und zu Ende, radikaler kann man das Leben nicht leugnen, den Sinn nicht verneinen, die Hoffnung nicht ausschließen. Was haben wir für eine Sicht vom Leben, Ansicht vom Menschen, Einsicht in die Wirklichkeit, Übersicht über die Welt, Aussicht auf die Zukunft? Mir fallen bei dem Wort Endspiel ganz andere Bilder ein. Die Zeit meines Hinscheidens ist gekommen. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben. 2.Timotheus 4,6-8
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
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