"Wie mit den Lebenszeiten, so ist es auch mit den Tagen,
keiner ist uns gut genug, keiner ist ganz schön,
und jeder hat, wo nicht seine Plage, doch seine Unvollkommenheiten.
Aber rechne sie zusammen, so kommt eine Summe Freude und Leben heraus!"
(Friedrich Hölderlin)
Ein Trost des Alters besteht darin, dass wir uns auf die Summe Freude unseres Lebens besinnen: auf die vielen erfüllten Tage, Begegnungen, Erfahrungen, das bewusst Genossene und das tapfer Erlittene, was gelungen ist und wir geschafft haben, wo wir aus Fehlern gelernt und am Scheitern gereift sind. Nichts, was ein Leben wirklich ausmacht, hat gefehlt, Lachen und Weinen, Erfüllung und Enttäuschung, Gewinnen und Verlieren, Freude und Leid, Hoffen und Bangen, Sich-Finden und Sich-Trennen, Stärke und Schwäche, Jugend und Alter, Gesundheit und Krankheit, Gemeinsamkeit und Einsamkeit. All das hat es in meinem Leben gegeben und gehört nun zu meiner Geschichte. Und in allem war Gottes Gegenwart zu erfahren, zu glauben, zu bewahren.
Zu dem Trost des richtig gelebten Lebens kommt dann noch die Hoffnung auf eine letzte Erfüllung des Lebens in Ewigkeit. So hat das Alter einen doppelten Trost: richtig leben vor dem Tod und ewig leben nach dem Tod. Und beides aus Gottes großer Güte.
Denn das Bitterste am Sterben wäre, nicht richtig gelebt zu haben und nicht ewig leben zu können!
Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt, und noch jetzt verkündige ich deine Wunder. Auch im Alter, Gott, verlass mich nicht, und wenn ich grau werde.
(Psalm 71,17f)
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017 / Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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