Luise Rinser läßt in einer ihrer Erzählungen einen Arzt, der von einer längeren Reise zurückkommt, sagen: "Ich habe ein Geheimnis, ich habe etwas gefunden! Was denn? Den Stein der Weisen: MichSelbst!" Der Stein der Weisen ist ein Symbol für die Lösung der tiefsten Menschheitsfragen, ein Ausdruck für die Verwirklichung des wahren Menschseins. Der Stein der Weisen ist das große Wunder, auf das Menschen hoffen, die wirkliche Lösung und Erlösung, die Menschen ersehnen. Aber sie suchen in der Ferne, fahren fort, suchen überall und bleiben doch unerfüllt und finden nichts. Darum sagt Angelus Silesius einmal: "Mensch, geh' nur in dich selbst, denn nach dem Stein der Weisen darf man nicht allererst in fremde Lande reisen!" Sicher ist es besser, zu sich zu kommen, als immer weiter und immer wieder auf andere Dinge abzufahren, sich zu verzetteln und seine Sinne zu zerstreuen. Aber kann ich selbst die Lösung meiner Fragen sein, die Stillung meiner Sehnsucht bieten, die Erfüllung meiner Träume gewähren? Bin ich nicht hoffnungslos überfordert im Vermögen und unterschätzt im Bedürfen, wenn ich selbst der Stein der Weisen sein soll? Gottes Liebe zu uns, Christi Heil für uns und die Kraft des Heiligen Geistes in uns sind die Lösung. So wird aus dem Stein der Weisen als Symbol das Herz des Weisen als lebendige Wirklichkeit. Nur Gottes Liebe löst meine tiefsten Probleme, stillt meine letzte Sehnsucht, birgt die höchste Erfüllung in sich. Darum sage ich, wenn ich zurückkomme: "Ich habe ein Geheimnis, ich habe etwas gefunden! Was denn? Den Stein der Weisen: Gott selbst und in ihm auch mich!" "Jesus Christus ist uns von Gott gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung!" (1. Korinther 1,30)
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
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