Sechs Freunde gingen aufs Feld, um zu jagen. Der eine hieß Nase, der andere Ohr, der dritte Auge. Und da waren noch die Freunde Hand, Fuß und Magen. Diese sechs gingen zur Jagd; denn sie waren sehr hungrig. Plötzlich rief der Freund Ohr: "Halt, ich habe etwas gehört, es kommt aus der Richtung des großen Baumes." Die Freunde hielten inne, aber Freund Auge sagte: "Ich kann nichts sehen, es ist noch zu dunkel." Leise gingen die sechs Freunde weiter. Da rief Freund Nase: "Es muss aus dieser Richtung kommen. Ich kann es riechen." Und vorsichtig trug Freund Fuß die Gruppe in die bezeichnete Richtung. "Still", flüsterte das Auge, "ich kann etwas sehen", und gleich blieb Freund Fuß stehen, und Freund Hand umfasste fest den Speer und wartete auf genauere Anweisungen. Diese gab Freund Auge, und schnell reagierte Freund Hand mit einem geschickten Wurf. Er hatte Erfolg. Nun konnten die Freunde sich sättigen. Aber ganz plötzlich entstand ein großer Streit zwischen den Freunden. Wer hatte denn nun das Besitzrecht über diese Beute? Wer konnte nun bestimmen, wer und was die einzelnen von der Mahlzeit abbekommen sollten? "Ich war der erste", sagte Freund Ohr und forderte dieses Recht für sich. "Nein", ich habe das Recht, sagte die Nase, "denn du hast nicht die Feinorientierung gehabt wie ich, ohne meine feine Witterung hätte das Auge nichts wahrgenommen." Und so ging der Streit weiter; denn auch Freund Fuß und Freund Auge und nicht zuletzt Freund Hand forderten jeder für sich das Erstrecht auf Bestimmung. Schließlich fielen sie alle erschöpft zu Boden; denn sie konnten sich nicht einigen, und ihre Kräfte hatten sie verlassen. Da sagte Freund Magen: "Ich mache euch einen Vorschlag: Gebt mir die Beute, ich will sie essen, und ich verspreche euch, es soll euch bald wieder besser gehen." Die Freunde waren so schwach, dass sie diesem Vorschlag nicht widersprechen konnten, und so verzehrte der Magen die ganze schöne Beute. Aber seine Freunde spürten bald, wie mit jedem Happen, den der Magen verzehrte, die Kräfte in sie zurückkehrten. (Eine Geschichte aus dem Zaire) Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus! Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. 1.Korinther 12,12.26
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
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