Das Wort Punkt stammt vom lateinischen punctum, dem Einstich. Als die Buchstaben noch in die Unterlage eingeritzt wurden, war das kleinste Zeichen ein einzelner Einstich, eben ein punctum, ein Punkt. Der kleine Punkt ist winzig, aber wichtig, zum Beispiel am Ende eines Satzes als Schlusspunkt oder auf dem i als Vervollständigung des Buchstabens.
So wurde der i-Punkt ein Bild für die letzte Abrundung und Krönung einer Sache. Ohne den i-Punkt ist der Buchstabe nicht ganz, unvollkommen und unrichtig. Erst mit dem Punkt auf dem i ist alles vollständig und fertig. So ist es auch mit vielen Lebensbereichen. In einer Beziehung, zum Beispiel, ist die Liebe die Krönung und Vollendung aller anderen Werte.
In der Arbeit gibt es Einsatz und Können, Sorgfalt und Sachverstand, Erfolg und Gelingen. Aber der i-Punkt, der alle Arbeit krönt, ist die Dankbarkeit für das Geschaffte. Freizeit kann viel Schönes in sich bergen, Erholung und Abwechslung, Entspannung und Bildung. Aber der i-Punkt als Abrundung und Höchstes ist die innere Freiheit und Gelassenheit in Gottes Hand. Auch die Lebenszeit kann lang und voll, reich und erfolgreich sein. Aber der i-Punkt eines Lebens ist die Güte Gottes, die alle menschliche Zeit krönt. "Du krönst das Jahr mit deinem Gut!" (Psalm 65,12) Unsere Mühen haben viel bewirkt, aber die Krönung eines Lebens geben wir uns nicht selber. Wir empfangen sie durch Gottes barmherzige Hand.
Der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit.
Psalm 103,4
Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben" © 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage 2015 /
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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