Unter den vielen verschiedenen Bäumen nimmt die Wüstenakazie eine besondere Stellung ein. Wenn sich solch ein kleines Pflänzchen in der Wüste aussamt, braucht es Nährboden und Wasser. Beides ist im Wüstensand natürlich schwer zu finden. Aber die Wüstenakazie gibt nicht auf. Die kleine Pflanze wandert durch den Wüstensand und senkt schließlich ihre Wurzeln bis zu 80 Meter tief in den Boden. Dort findet sie in den Urschichten Wasser und Nahrung. Nun wächst sie mitten in der Wüste auf. Um den Baum herum siedeln sich dann andere Pflanzen an, Menschen kommen und lagern in ihrem Schatten. So entsteht mitten in der Wüste ein kleiner Lebensraum, ein Mini-Biotop, eine Oase.
So sollen wir Menschen in der Wüste von Isolation und Einsamkeit, in der Steppe von Angst und Verzweiflung, im Sand der Nichtigkeit und Vergänglichkeit, in der Dürre von Schuld und Sorge, in der Sonnenglut von Leiden und Sterben ein kleiner Lebensraum sein. Dazu müssen wir unsere Lebenswurzeln tief hinabsenken in die uralte Geschichte Gottes mit seinen Menschen. Wer bis in die tieferen Schichten der Liebe Gottes wurzelt, wer aus der Kreuzigung und Auferstehung Jesu seine Lebenskräfte bezieht, wächst auf zu einem Hoffnungsbaum, der Schatten spendet für andere und einen Stamm bietet zum Anlehnen. Wer das Wasser des Lebens findet, der wird dann auch zu einem Ort des Lebens für andere, die in der Wüste unterwegs und müde, lebenshungrig und ermattet sind.
"Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen!"
(Johannes 7,38)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage 2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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