Ein persisches Märchen erzählt von einem reichen Kaufmann und seinem wunderschönen Papagei. Der Kaufmann war in seinen Papagei so vernarrt, dass er viele Stunden mit dem Papagei das Sprechen und allerlei Kunststücke übte. Jedes Mal, wenn der Papagei etwas gut gesagt oder eines seiner vielen Kunststücke gemacht hatte, bekam er aus einem Sack zur Belohnung ein Stück Zucker. So achtete und liebte der Papagei den Zuckersack über alles.
Eines Abends, als der Kaufmann nach einem langen Arbeitstag müde zu Bett ging, bat er den Vogel, wach zu bleiben und auf das Haus mit seinen wertvollen Schätzen Acht zu geben. Der Papagei wachte sorgsam die ganze Nacht und ließ dabei seinen Zuckersack nicht aus den Augen. Gegen Morgen kamen die Diebe und raubten das ganze Haus aus. Alle die kostbaren Sachen nahmen sie mit, den Sack mit dem Zucker ließen sie achtlos zurück.
Am nächsten Morgen ging der Kaufmann entsetzt durch die Räume und beklagte den Verlust all seiner Schätze. Doch immer wieder plapperte der Papagei: "Der Zuckersack ist doch da!"
So kommt mir eine Gesellschaft vor, die langsam all ihrer wirklichen Werte beraubt und ihrer eigentlichen Schätze verlustig geht. Aber die Menschen beruhigen sich mit ihren kleinen Zuckersäckchen und trösten sich mit den Liebhabereien, die ihnen geblieben sind. Die Schöpfung wird verdorben, die Gesellschaft krank, Ehe und Familie zerstört, die Werte verlassen und das Gute belächelt - Hauptsache, wir behalten unsere kleinen Zuckerstückchen.
Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem Bauch; und durch süße Worte und prächtige Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.
Römer 16,18
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017 / Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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