In einer kleinen Stadt sitzt auf einer großen Treppe ein kleines Mädchen und weint. Sie hat ihren Schulranzen neben sich abgestellt und wischt sich die dicken Tränen vom Gesicht. Ich setze mich neben sie und frage vorsichtig: "Warum weinst du denn?" Sie schluchzt: "Ist so schwer!" "Ist dein Schulranzen mit all den Büchern dir zu schwer?" - "Nein, der ist doch puppig leicht!" - "Ist die Schule zu schwer, verlangen die Lehrer zu viel, schaffst du deine Aufgaben nicht?" - "Nein, das Lernen ist doch nicht schwer!" - "Ja, was ist dann so schwer für dich, dass du so weinst?" Da sagt das sechsjährige Mädchen verblüffend einfach und ehrlich: "Das ganze Leben ist zu schwer, ich glaub', ich schaffe es nicht!" Wie vielen Menschen ist das wohl aus dem Herzen gesprochen, und wie viele Lebensängste finden hier ihren einfachen Ausdruck. Die Herausforderungen des Lebens scheinen manche Menschen einfach zu erdrücken. Die Last von Einsamkeit und Leid, Schmerzen und Defiziten, Unerfülltheit und Not lassen viele daran zweifeln, ob ihre Kräfte reichen und ihre Hoffnungen tragen. Viele beschleicht die Sorge, ob sie es schaffen und die Zerreißproben bestehen werden. Das ganze Leben ist wirklich zu schwer, wenn wir alles allein tragen und bewältigen, lösen und schaffen müssten. "Werden wir das Leben meistern?", fragen viele voller Sorge und Zweifel. Nein, wir werden das Leben wohl nicht meistern. Aber wir haben einen Meister des Lebens als Freund und Begleiter. Er trägt uns und unser Leben, er hält uns mit all den Nöten fest in seiner Hand. Er meistert unser Leben, und wir wollen es ihm anvertrauen. Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Johannes 14,1
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
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