Vor langer Zeit konnte man im Berliner Tiergarten an der sogenannten Luiseninsel einen Mann beobachten, der jeden Tag von 14 bis 15 Uhr dort saß und wartete. Ob im Sommer die Sonne brannte oder es Bindfäden regnete, ob es im Winter bitterkalt oder ungemütlich stürmisch war, der Mann saß über Jahrzehnte täglich um die gleiche Zeit dort und wartete. Der Mann hatte eine Braut, die er über alles liebte. Als seine Braut die Verlobung löste und ihn verließ, schrieb er ihr einen Brief, in dem er sie bat, doch am nächsten Tag zwischen 14 und 15 Uhr an die Luiseninsel im Tiergarten zu kommen, damit sie miteinander sprechen und ihre Beziehung wieder erneuern könnten. Sie kam jedoch nicht. Vergeblich wartete der Mann und kam nun jeden Tag wieder in der Hoffnung, die Frau würde sich besinnen und eines Tages doch noch zu ihm zurückkehren. Über dreißig Jahre Tag für Tag an derselben Stelle auf einen Menschen zu warten, der doch nicht kommen will, mag eine Torheit sein. Aber wartet nicht Jesus in seiner Liebe zu uns noch viel länger, bis wir endlich doch umkehren und seine Brautgemeinde werden? Mit unendlicher Liebe wartet Jesus auf Menschen, um sie mit seiner Liebe glücklich zu machen, auch wenn sie nicht wollen. Sind wir schon über dreißig Jahre alt, und Jesus wartet noch immer auf uns? Denn wie ein Mann eine Frau freit, so wird dich dein Erbauer freien, und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen. Jesaja 62,5
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
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