Der englische Maler Thornbill hatte den Auftrag erhalten, das Innere der Kuppel in der St. Paul's Cathedral in London auszumalen. Nach vielen arbeitsreichen Monaten hatte er einen Abschnitt dieses ehrenvollen Auftrages beendet. Nun schritt er auf dem Gerüst rückwärts, um zu sehen, wie die Bilder aus der Entfernung wirkten. Seine Augen fest auf die Malerei gerichtet, ging er so weit zurück, dass er bis an den Rand des Gerüstes gekommen war, ohne es zu merken. Noch einen halben Schritt weiter, und er wäre unweigerlich abgestürzt. Einer der Gehilfen des Malers bemerkte die schreckliche Gefahr, ergriff einen Pinsel und zog über das nahezu vollendete Gemälde einen breiten Strich. Der Maler, außer sich vor Zorn, sprang vorwärts, um den vermeintlichen Frevler zurückzureißen. Sein Zorn verwandelte sich aber in Dank, als der Gehilfe sagte: "Herr, dadurch, dass ich die Malerei verdarb, habe ich Ihr Leben gerettet. Hätte ich gerufen, so hätten Sie sich vermutlich umgewandt und wären abgestürzt."
So macht Gott manchmal einen Strich durch unsere schönen Lebensbilder und Vorstellungen, um uns vor dem Sturz in den Abgrund zu bewahren.
"Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr!"
(Jesaja 55,8)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage 2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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