"Schnecke, Schnecke komm heraus, strecke deine Fühler aus!", haben wir als Kinder gesungen, wenn die Schnecke sich in ihr Haus zurückgezogen hatte. Die Schnecke ist weich und verletzlich. Mit ihren sensiblen Fühlern nimmt sie ihre Umgebung wahr und reagiert darauf. Aber die Schnecke ist nicht nur einfach weich und verletzlich. Sie scheidet das Harte aus sich aus und bildet daraus ihr Haus, in das sie sich zurückziehen kann.
So hat auch Jesus das Harte des Lebens aus sich herausgetan und zum Schutzraum gegen das Böse und Gefahrvolle gemacht. Jesus war hart gegen das Böse und Zerstörerische und blieb doch selbst in der Liebe weich und verletzlich. Die Gewalthaber der Welt sind hart und verletzen andere. Der Liebhaber der Welt ist sensibel und wird darum auch verletzlich. Die Gewalt verletzt andere, die Liebe wird selbst verletzlich. Darum stirbt Jesus am Kreuz, aber seine Liebe, in der er so verletzlich ist, heilt eine ganze Welt von ihren tödlichen Wunden. Jesus scheidet das Harte aus, bleibt selber weich und schafft einen Raum des Schutzes und der Zuflucht für verwundete Menschen. In einer Welt, in der alle Menschen cool und hart sein wollen, werden Christen empfindsam und weich und bewirken damit schließlich mehr als alle Gewalttätigen.
Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mitleiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde.
Hebräer 4,15
Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben" © 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage 2015 /
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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