"Scheint dir auch mal das Leben rau, sei still und zage nicht. Die Zeit, die alte Bügelfrau, macht alles wieder schlicht!" (Wilhelm Busch) Das klingt so locker und gemütlich, so einfach und beruhigend, ist aber falsch und lebensgefährlich. Die Zeit heilt keine Wunden, ebnet keine Wege, löst keine Probleme und kuriert keine Brüche. Wenn ein Kind sich den Arm gebrochen oder eine Platzwunde zugezogen hat, wird der Arzt nicht falsch trösten, die Zeit heile alle Wunden. Er wird den Verletzten und seinen Schaden richtig behandeln. Der Arzt und sein helfendes Handeln gehen mit dem Körper und seiner heilenden Kraft eine Verbindung ein. Aus dieser Verbindung von ärztlicher Kunst und heilender Kraft des Körpers entsteht die Heilung, die nun auch Zeit braucht. Aber nicht die Zeit heilt, sondern die Heilung entsteht durch Behandlung und wächst in der vergehenden Zeit. Gott will das Leben heilen, und das Leben will heil werden. Aus dieser Verbindung von Heilskraft und Heilssehnsucht kann das Heil unseres Lebens in der Zeit, die wir noch haben, entstehen. Machen wir einen Bund des Vertrauens und der Liebe aus unserer Sehnsucht, heil zu werden, und Gottes großer Kraft, heil zu machen. Dann würde unsere Zeit, die wir an den Heiland binden, zur Heilszeit. Wir brauchen für die Brüche, Verletzungen, Kränkungen und Beschädigungen unseres Lebens, für all seine Tiefen und Schmerzen, seine Rauheiten und Widrigkeiten keine liebe, alte Bügelfrau, sondern einen starken und kundigen Helfer und Heiland. Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen! "Aber dich will ich wieder gesund machen und deine Wunden heilen", spricht der Herr. Jeremia 17,14; 30,17
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
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