Herbert Sack

31. Dez. 20091 Min.

Gottes Wege für mich

Erscheinen meines Gottes Wege

mir seltsam, rätselhaft und schwer,

und gehen Wünsche, die ich hege,

still unter in der Sorgen Meer -

will trüb und schwer der Tag verrinnen,

der mir nur Schmerz und Qual gebracht,

dann darf ich mich auf eins besinnen:

dass Gott nie einen Fehler macht.

Wenn mir zu hoch des Herrn Gedanken,

zu tief die Brunnen Seiner Huld,

wenn alle Stützen haltlos wanken,

die Kraft mir fehlt und die Geduld -

wenn gar mein Blick kein Ziel mehr findet

in banger, tränenreicher Nacht -

ein Glaubensfünkchen dennoch kündet:

dass Gott nie einen Fehler macht!

Wenn über ungelöste Fragen

mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,

an Gottes Liebe will verzagen,

weil sich der Unverstand erhebt,

dann darf ich all mein müdes Sehnen

in Gottes Rechte legen sacht

und leise sprechen unter Tränen:

dass Gott nie einen Fehler macht!

Drum still mein Herz und lass vergehen,

was irdisch und vergänglich heisst -

im Lichte droben wirst du sehen,

dass gut die Wege, die Er weist.

Und müsstest du dein Liebstes missen,

ja ging´s durch kalte finstre Nacht -

halt fest an diesem selgen Wissen:

dass Gott nie einen Fehler macht!

Herbert Sack 1902 - 1943
 
Gedichtet in Stalingrad

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