Axel Kühner

7. Feb. 20211 Min.

Blinde Wächter

Aktualisiert: 26. Juni 2021

Eine Geschichte aus der alten UdSSR erzählt, dass in einer Tischlerei von den Arbeitern immer mehr Werkzeuge und Material gestohlen wurden. Deshalb wurde am Tor ein Wachposten aufgestellt. In der ersten Nacht kommt Petrowitsch mit einem verdächtig großen Sack auf einer Schubkarre aus der Werkstatt. "Was haben Sie da?", ruft der Wächter. "Es sind nur Hobelspäne!", erwidert Petrowitsch. Der Wächter lässt den Sack ausleeren. Und tatsächlich waren nur Hobelspäne in dem Sack. Das wiederholte sich nun jede Nacht. Ein großer Sack auf einer Schubkarre, aber immer nur Hobelspäne. Schließlich wurde der Wächter wütend und voller Zorn packte er den Arbeiter: "Ich weiß, dass Sie etwas im Schilde führen, und es macht mich ganz verrückt, dass ich nicht weiß, was es ist. Ich werde Sie gehen lassen, wenn Sie mir sagen, was Sie hier jede Nacht stehlen!" Petrowitsch lächelte und antwortete: "Schubkarren!"

So spricht der Herr über die Hirten seines Volkes: Alle ihre Wächter sind blind, sie wissen alle nichts!

(Jesaja 56,10)

Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"

© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage

2017 / Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

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