Axel Kühner

7. Nov. 20211 Min.

Abendlied

Es ist so still geworden,
 
verrauscht des Abends Wehn;
 
nun hört man allerorten
 
der Engel Füße gehn;
 
rings in die Tale senket
 
sich Finsternis mit Macht -
 
wirf ab, Herz, was dich kränket
 
und was dir bange macht!
 

 
Es ruht die Welt im Schweigen,
 
ihr Tosen ist vorbei,
 
stumm ihrer Freude Reigen
 
und stumm ihr Schmerzensschrei.
 
Hat Rosen sie geschenket,
 
hat Dornen sie gebracht -
 
wirf ab, Herz, was dich kränket
 
und was dir bange macht!
 

 
Und hast du heut gefehlet,
 
o schaue nicht zurück;
 
empfinde dich beseelet
 
von freier Gnade Glück.
 
Auch des Verirrten denket
 
der Hirt auf hoher Wacht -
 
wirf ab, Herz, was dich kränket
 
und was dir bange macht!
 

 
Nun stehn im Himmelskreise
 
die Stern' in Majestät;
 
in gleichem, festem Gleise
 
der goldne Wagen steht.
 
Und gleich den Sternen lenket
 
er deinen Weg durch Nacht -
 
wirf ab, Herz, was dich kränket
 
und was dir bange macht!
 
(Gottfried Kinkel)
 

 
Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorgt für euch!
 
1.Petrus 5,7


Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
 
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
 
2017 / Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

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